Luftbild des geplanten Hallenbad-Neubaus
Rendering des geplanten Klagenfurter Hallenbades.
Atelier Thomas Pucher

Es war die erste Hiobsbotschaft in Christian Scheiders Bürgermeisterzeit: Kaum vier Monate im Amt, ereilte den Klagenfurter Stadtchef die Nachricht, dass das städtische Hallenbad kollabieren könnte und geschlossen werden muss. Die Statik des in die Jahre gekommenen Bades spielte nicht mehr mit, das Tragwerk war vom Chlor zerfressen. Geschehen im Juli 2021. Im Bürgermeisterbüro sollen sich daraufhin Zornesfalten in die Stirn leitender Mitarbeiter gefurcht haben. Einerseits nachvollziehbar, weil die Badbetreiber, die Klagenfurter Stadtwerke (STW), am Ende der Amtsperiode von Scheiders Vorgängerin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) erklärt hatten, dass das greise Gemäuer noch ein paar Jährchen durchhalten werde. Andererseits aber auch nicht, da Scheider bereits in seiner ersten Amtszeit (2009–2015) für ein neues Bad hätte sorgen können. Immerhin streitet die Lindwurm-Politik bereits seit 20 Jahren um ein neues Hauptstadt-Planschbecken.

Heute, fast drei Jahre nach der Schließung des 52 Jahre alten Hallenbades, sitzt die Klagenfurter Bevölkerung nach wie vor auf dem Trockenen. Mehr noch: Mit dem Bau des neuen Bades wurde noch nicht einmal begonnen. Seit 2021 befindet sich die Stadtpolitik nämlich auf einer stürmischen Odyssee: Wurde gleich nach der Stilllegung des Altbades in einer Panikreaktion ein 7,5 Millionen Euro teures Interimsbad aus dem Hut gezaubert, das bis zur Eröffnung des 50 Millionen Euro verschlingenden Vitalbades als Ersatz dienen sollte, fielen bald darauf beide Bäder wieder ins Wasser. Grund: Der Gemeinderat verwarf den Standort gegenüber dem Minimundus, wo die Stadt eigens für das Vitalbad Gründe um 7,9 Millionen Euro angekauft hatte. Das war Ende 2021.

Hunderttausende für nichts

Die 50 Millionen Euro, die man auf 30 Jahre endfällig aufgenommen hatte, sollten nun in das Alpen-Adria-Sportbad am Südring gesteckt werden. Mit der Folge, dass man den geschassten Vitalbad-Baufirmen hunderttausende Euro für bereits erbrachte Planungsleistungen nachschmeißen musste. Aber auch beim Alpen-Adria-Sportbad geht die Irrfahrt weiter. Schon Ende 2023 hätte mit dem Bau begonnen werden sollen. Doch daraus wurde nichts: Die STW waren zwar mit Architektenwettbewerb und Ausschreibungen rasch in Umsetzung, setzten jedoch auf ein Gutachten, das dem Neubad bescheinigte, keine UVP-Pflicht zu haben. Flankiert vom skurrilen Nebenstrang, dass ausgerechnet der Geldgeber, die Stadt Klagenfurt, fast gleichzeitig einen Antrag auf UVP-Feststellungsprüfung beim Land Kärnten abgab. Und das prüft nun.

Albert Kreiner, Chef der UVP-Behörde, glaubt nicht an einen schnellen Baubeginn. "Die STW werden die nötigen Unterlagen erst Ende Juni eingebracht haben." Sollte die Feststellung eine UVP-Pflicht ergeben, könnte es noch Jahre bis zur Realisierung dauern.

Plan B: Hallenbad huckepack mitnehmen

Beobachter mutmaßen, dass politische Kräfte im Hintergrund versuchen, das Projekt bis zum Gemeinderatswahlkampf 2027 hinauszuzögern. Das würde wohl Scheider, so er wieder antritt, am meisten schaden. Insider sprechen bereits von einem Plan B, bei dem das Vorhaben zurück zu Minimundus verlegt würde, "das Bad also quasi huckepack" mitgenommen werden könnte. Damit wären die Planungsleistungen vom Südring nicht vollends verloren. STW-Vorstand Erwin Smole wehrt sich aber vehement gegen eine solche Verlegung und sagt: "Nur, wenn die Politik uns damit beauftragt, und auch nur, wenn oberhalb der Bodenplatte alles gleich bleibt." Unterhalb der Bodenplatte wäre damit aber jegliche Planung im Ausmaß von "einer Million Euro" verloren. Die UVP-Feststellung werde die STW bis zu eineinhalb Millionen Euro kosten.

Kreiner sagt, dass es beim Minimundus seinerzeit tatsächlich ein "deutlich geringeres Verfahrensrisiko" gegeben habe. Stadtchef Scheider erklärt, dass der UVP-Feststellungsantrag der Stadt ans Land "von Amts wegen" habe erfolgen müssen, "da sonst das Risiko eines weitaus höheren Schadens bestanden hätte". Dem pflichtet Kreiner bei, ergänzt aber: "Wenn die Stadt den Antrag nicht gestellt hätte, wäre das Vorhaben wohl in ruhigeren Gewässern verlaufen." Natürlich könne man aber nie ausschließen, dass Anrainer Beschwerden gegen das Projekt einreichen, "die dann vor dem Landesverwaltungsgericht landen".

Das Hallenbad könnte auch für den neuen Magistratsdirektor eine erste Bewährungsprobe werden. Dessen Bestellung soll in Kürze erfolgen. Seit letzter Woche hat der ehemalige steirische Landtagsdirektor und aktuelle STW-Aufsichtsratschef Jürgen Dumpelnik die besten Karten für den Job. SPÖ, FPÖ und Neos wollen für ihn stimmen. (Franz Miklautz, 27.3.2024)