Tesla Model 3
Viele Unfälle in Kombination mit Teslas "Full Self Driving" hätten durch einen rechtzeitigen Eingriff des Fahrers verhindert werden können.
AP

Nach Rückrufen von Teslas im Kontext der Autopilot- und "Full Self Driving"-Funktionen (FSD) hat die US-Verkehrsbehörde NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) nun einen umfassenden Bericht veröffentlicht, wie das Tech-Fachmedium Golem.de berichtet. Aus diesem sind nicht nicht nur die Abläufe der unter Verwendung von FSD verursachten Unfälle ersichtlich – es wird auch fehlende Transparenz bemängelt und kritisiert, dass Tesla deutlich mehr FSD-Unfälle hätte melden müssen.

Unfälle teils nicht gemeldet

So beklagt die NHTSA Lücken in Teslas Telemetrie-Daten, durch welche unklar sei, bei wie vielen Unfällen ein Fahrassistenzsystem beteiligt war. Wenn bei einem Unfall etwa eine Antenne beschädigt war oder das Auto offline war, seien teils auch schwere Unfälle nicht gemeldet worden.

In manchen Statistiken weise Tesla außerdem nur dann Unfälle aus, wenn ein Airbag oder andere Systeme ausgelöst wurden, kritisiert die Behörde weiter: dies sei nur in 18 Prozent der polizeilich gemeldeten Fälle passiert, womit Teslas Angaben zu unfallfrei gefahrenen Kilometern um Faktor 5,5 zu hoch sein könnten.

Nicht selbstfahrend

Betont wird im Bericht auch, dass Teslas Kontrolle über die Aufmerksamkeit der Fahrer unzureichend sei. So seien vermeidbare Unfälle auch durch unaufmerksame Fahrer verursacht worden. Kritisiert wird in diesem Kontext immer wieder der Name "Full Self Driving": dieser suggeriere fälschlicherweise, dass die Aufmerksamkeit der Fahrer nicht notwendig sei. Im Bericht der Behörde heißt es, dass Teslas Systeme im Vergleich zu jenen der Konkurrenz eine besonders schlechte Kombination aus schwacher Kontrolle des Fahrers und weitreichender Automatisierung des Systems aufweisen.

Im März 2024 war Teslas FSD in einem Vergleichstest unterschiedlicher Fahrassistenzsysteme durchgefallen. Unter anderem ist es möglich, die Fahrer-Überwachung des Teslas leicht zu umgehen, wie unter anderem in einem Reddit-Thread diskutiert wird. Im April hatte Tesla, welches aktuell unter sinkenden Absatzzahlen und einem starken Preiskampf leidet, die Abopreise für FSD halbiert.

Unfälle hätten verhindert werden können

Dem Bericht zufolge wurden insgesamt 956 Unfälle mit dem Verdacht der Nutzung von Autopilot oder FSD untersucht. Das Auto fuhr in 211 Fällen mit insgesamt 14 Toten frontal in Fahrzeuge, Objekte oder Personen, die weder der Autopilot noch der Fahrer rechtzeitig erkannten.

In nur acht von 109 Frontalcrashs habe die nötige Reaktionszeit unter zwei Sekunden gelegen, in denen ein aufmerksamer Fahrer den Schaden zumindest abgemildert hätte. In 42 Fällen blieben zwei bis fünf Sekunden Zeit, in 59 Fällen mehr als fünf Sekunden. In rund 80 Prozent der Fälle reagierte der Fahrer entweder gar nicht oder erst in letzter Sekunde.

In 145 Unfällen kam der Autopilot wegen zu hoher Geschwindigkeit und rutschiger Fahrbahn von der Straße ab, in weiteren 111 Fällen wurde die Spurhaltefunktion unabsichtlich deaktiviert – ein Fehler, den andere Hersteller dem Medienbericht zufolge besser verhindern. In 131 Unfällen mit insgesamt vier Toten konnte die Ursache nicht genau geklärt werden, 283 Unfälle sind auf andere Ursachen als Autopilot und FSD zurückzuführen. (red, 28.4.2024)