Das Kaufhaus des Westens, KaDeWe, in Berlin
Die KaDeWe-Gruppe gehört zum Reich der Signa Retail GmbH, die nun auch in der Insolvenz gelandet ist.
Foto: AFP/Tobias Schwarz

Sehr überraschend kam sie nicht, die Insolvenz der Signa Retail GmbH. Mitte der Woche fiel wie berichtet wieder ein Dominostein aus der Reihe der Signa-Gesellschaften um: Die Holdinggesellschaft Signa Retail GmbH beantragte ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Schuldenstand: 1,1 Milliarden Euro. Vermögensstand: gerade einmal 1,5 Millionen Euro.

Trotzdem legte die Gesellschaft, der mittelbar Kaufhausketten wie die insolvente Galeria Karstadt Kaufhof und KaDe-We-Gruppe sowie Globus (Schweiz) oder ein Teil von Selfridges (Großbritannien) gehören, einen Vorschlag für einen Sanierungsplan vor. Demnach sollen die (derzeit 26) Gläubiger binnen zweier Jahre eine Quote von 20 Prozent bekommen.

Wie das gehen soll? Laut dem dem STANDARD vorliegenden Sanierungsplanantrag ist es der Signa Retail GmbH "aus heutiger Sicht möglich", das Geld "durch geordnete Einbringlichmachung der Forderungen bzw. Verwertung der (mittelbaren) Beteiligungen aufzubringen". Wobei angemerkt wird, dass diese nur dann werthaltig sind, wenn es eben zu keiner Zerschlagung mit Notverkäufen kommt. Mehrheitseignerin der Signa Retail ist mit rund 92 Prozent die insolvente Signa Holding; der deutsche Berater Roland Berger hält etwas mehr als zwei Prozent. Auch die René Benko zuzurechnende Laura Privatstiftung ist beteiligt.

Per Kettenreaktion in die Pleite

Kreditschützer sind skeptisch, dass die 20 Prozent darstellbar sein werden. Der Geschäftsführer der Creditreform etwa, Gerald Weinhofer, bezweifelt das; ebenso AKV-Kreditschützerin Cornelia Wesenauer, die zur APA sagte, sie frage sich, "wie sie das machen wollen".

Anlass für die Pleite war neben ausbleibenden Beteiligungserlösen die Pleite der Muttergesellschaft Signa Holding im vorigen November. Ihr gegenüber war die Signa Retail laut Insolvenzantrag Haftungen eingegangen, die damals schlagend wurden. Dieses Geld allerdings konnte von den Gesellschaftern "kurzfristig" nicht aufgestellt werden. Also machte man sich an Verhandlungen um eine außergerichtliche Stundung, nach der die Signa Retail GmbH dann ihre Schulden "geordnet" rückführen wollte.

Die Mittel dafür standen sozusagen schon in Aussicht: Denn in der Schweiz liefen damals Verkaufsprozesse von werthaltigen Retail-Beteiligungen; aus dem Erlös wollte man die Schulden begleichen. Daraus wurde dann aber nichts. In der Schweiz wurden vorläufige Insolvenzverfahren über Signa-Retail-Beteiligungen eröffnet, wodurch es aus verfahrensrechtlichen Gründen zu einem Riss des Informationsfadens kam. Signa Retail erfuhr laut Insolvenzantrag vorübergehend nichts über den Verkaufsprozess und "mögliche Rückflüsse" aus der Schweiz: Die Stundung scheiterte.

Fast eine Milliarde Schulden in der Gruppe

Der größte Teil der Schulden der Signa Retail GmbH (999,52 Millionen Euro) besteht aus Darlehen, die sie aus der Gruppe und von Gesellschaftern bekommen hat, dazu kommen rund 266 Millionen aus Garantien, die sie Töchtern eingeräumt hat, sowie 39 Millionen aus Haftungen. Der Großteil des kleinen Vermögens besteht aus rund einer Million Euro an Bankguthaben, der Liquidationswert der Beteiligungen wurde mit nur 5000 Euro angesetzt.

Wie das mit dem Sanierungsplan zusammenpasst? Das wird so erklärt: Im Zerschlagungsfall wären die Beteiligungen nach Einschätzung der Geschäftsführung (Geschäftsführer ist Marcus Mühlberger) nicht werthaltig; im Sanierungsszenario sei dagegen eine "Werthebung" zu erwarten.

Ein Blick in den Arbeitsentwurf der Bilanz zum 30. September 2023 zeigt, dass die Beteiligungen der Signa Retail GmbH im September 2022 noch mit 1,6 Milliarden Euro in den Büchern standen. Damals wurde ein Bilanzgewinn von 605 Millionen Euro ausgewiesen, per September 2023 dann ein Verlust von mehr als einer Milliarde Euro. (Renate Graber, 10.5.2024)