Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte bei seinem Türkei-Besuch diese Woche einen tiefgefrorenen 60 Kilogramm schweren Dönerspieß im Gepäck. Mit an Bord war auch ein Berliner Dönerbuden-Besitzer, der den Spieß bei einem feierlichen Empfang in Istanbul servierte. Natürlich legte auch das deutsche Staatsoberhaupt für Fotos und Videos Hand an und schnitt etwas von dem Fleisch herunter.

Das kulinarische Geschenk soll die "zwischenmenschlichen und zwischenkulturellen Beziehungen" zwischen beiden Ländern zum Ausdruck bringen, erklärte Steinmeier. Doch viele fanden die Geste alles andere als geschmackvoll. Der Hauptvorwurf: Die Türken und Türkinnen in Deutschland würden dadurch auf ein Klischee reduziert.

Steinmeier ist aber nicht der Einzige, der bei seiner Wahl des Gastgeschenks etwas originell war. In der Historie von Staatsbesuchen – also Besuchen von Staatsoberhäuptern – und anderen hochrangigen Visiten gibt es allerlei Kuriositäten. Hier eine kleine Auswahl:

Welpe um Welpe

Besonders beliebt sind Tiere als Mitbringsel. Russlands Präsident Wladimir Putin gilt als Hundefreund und schenkt gerne selbst diese Vierpfoter her. Nicht verwunderlich also, dass er auch selbst damit mehrmals beschenkt wurde. 2010 übergab Bulgariens Ministerpräsident Bojko Borissow Putin einen Welpen der Hunderasse Karakatschan, auch bulgarischer Hirtenhund genannt. Der Kreml-Chef rief einen landesweiten Wettbewerb aus, um einen Namen zu finden. Ein fünfjähriger Bub gewann mit seinem Vorschlag "Buffy".

2017 besuchte Turkmenistans Präsident Gurbanguly Berdymuchammedow Putin in Sotschi und schenkte ihm "Werny", einen Welpen der Rasse Alabai. Der war als Geschenk zu Putins 65. Geburtstag gedacht. Zahlreiche Fotos belegen, dass Berdymuchammedow mit dem Hund bei der Übergabe alles andere als zärtlich umging. 2019 erhielt Putin bei einem Besuch in Belgrad von seinem serbischen Amtskollegen Aleksandar Vučić einen Welpen der Rasse Šarplaninac.

2017: Turkmenistans Präsident Gurbanguly Berdymuchammedow präsentiert stolz sein Geschenk für Wladimir Putin. Das wäre sicher auch etwas anders gegangen.
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Als Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel 2007 in Liberia ankam, erhielt sie Reis, Kolanüsse, Blumen – und ein lebendes weißes Huhn. Lachend nahm sie das gackernde Tier entgegen, drückte es aber gleich einmal dem deutschen Botschaftspersonal in die Hand. Man kann davon ausgehen, dass das Tier nie das Kanzlerflugzeug von innen geschweige Berlin je gesehen hat.

Ein Lipizzaner aus Österreich

Tierisch unterwegs war auch Sebastian Kurz, als er 2018 als Bundeskanzler die Vereinigten Arabischen Emirate besuchte. Kronprinz Mohammed bin Zayed al-Nahyan schenkte er einen Lipizzaner aus der Spanischen Hofreitschule. Das neun Jahre alte Tier hatte Kurz aber nicht dabei, sondern vorerst nur ein Foto des Lipizzaners und eine Pferdefigur aus dem "Stall Swarovski".

Schon 1982 hatte Wirtschaftskammerpräsident und ÖVP-Politiker Rudolf Sallinger dem Pferdefreund und US-Präsidenten Ronald Reagan einen Lipizzaner geschenkt. Die Geste war auch als Dank für die Rettung der Lipizzaner durch General George Patton im Jahr 1945 gedacht.

Umka, Alexander Lukaschenko,Emmerson Mnangagwa (von links).
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Im Februar 2023 hatte der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko bei seiner Simbabwe-Visite wie immer seinen Schoßhund Umka dabei. Hergeschenkt hat er ihn natürlich nicht. Als Geschenk erhielt er einen ausgestopften Löwen, im Gegenzug gab er etwas eher Profanes her: rote Traktoren made in Belarus.

Streng bewacht wurden in Harare die belarussischen Traktoren.
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Wieso auch nicht? 2012 hatte Deutschlands Bundespräsident Christian Wulff bei seinem Afghanistan-Besuch ein blaues Kinderfahrrad mit Stützrädern und einem Korb voller Schokolade dabei. Es war natürlich nicht für Präsident Hamid Karzai gedacht, sondern für seinen vierjährigen Sohn Mirwai. Geschätzter Kostenpunkt: 200 Euro.

Ein kleines bisschen teurer war das, was die Obamas 2009 bei ihrem Besuch in Saudi-Arabien von König Abdullah ibn Abd al-Aziz erhielten: Barack bekam eine große goldene Halskette, Michelle unter anderem Juwelen. Auch die beiden Töchter wurden großzügig mit Schmuck beschenkt.

Geschenke im Archiv

Behalten durften sie das alles aber nicht. Alle Geschenke an das US-Staatsoberhaupt werden vom Nationalarchiv auf ihren Wert geprüft. Übersteigen sie einen Wert von 376 US-Dollar, werden sie im Archiv verwahrt. Die Betroffenen können die Geschenke zum Marktpreis erwerben.

2023 haben die US-Demokraten übrigens einen Bericht veröffentlicht, laut dem Obamas Nachfolger Donald Trump in seiner Amtszeit Geschenke von ausländischen Regierungen im Wert von mehr als 250.000 Dollar nicht ordnungsgemäß angegeben und abgegeben haben soll. Darunter ist etwa ein überlebensgroßes Porträt von Donald Trump vom Präsidenten von El Salvador, ein 24.000 Dollar teurer Dolch aus Saudi-Arabien, Juwelen aus Indien und ein Teddybär der Marke Steiff (Wert: 1200 Dollar), den Sebastian Kurz 2019 Ivanka Trump schenkte.

Nochmals zurück zu Wladimir Putin: Der verschenkt nicht nur Hunde, sondern 2015 auch eine Kalaschnikow, also das russische Sturmgewehr AK-47 an Ägyptens Präsidenten Abdel Fattah el-Sisi. Putin selbst nahm dabei die Waffe aus einem Koffer und überreichte sie dem lächelnden Gastgeber.

Angela Merkels Vorgänger Gerhard Schröder schenkte Barack Obamas Vorgänger George W. Bush einst eine Kettensäge made in Germany für dessen Ranch. Frankreichs Präsident Jacques Chirac gab Bush einmal ein Rasierwasser mit. Beides nicht wahnsinnig einfallsreich, aber wenigstens praktisch.

Ziemlich viele originelle Geschenke hat die britische Königin Elizabeth II. in ihren mehr als 70 Jahren auf dem Thron erhalten, etwa Feenstaub in Neuseeland, 500 Kisten mit Dosenananas aus Australien, Pottwalzähne aus den Fidschis oder ein 30 Meter hohes Totem aus Kanada.

Not amused

Eher not amused war sie 2015 in Berlin, als Deutschlands Präsident Joachim Gauck ihr ein Gemälde der Malerin Nicole Leidenfrost schenkte. Es zeigt die Queen im Alter von neun Jahren auf einem Pferd, daneben steht ihr Vater. "Das ist eine seltsame Farbe für ein Pferd", sagte sie etwa zum blauen Pferd. "Und das soll mein Vater sein?", fragte sie. Ihr Mann Prinz Philip bestätigte dies und fragte, ob sie ihn denn nicht erkenne. "Nein", antwortete die Queen.

Und schließlich haben wir noch den britischen Premier Gordon Brown, der Barack Obama 2009 in Washington unter anderem sündteure Füllfedern mitsamt Füllfederhalter mitbrachte. Kostenpunkt: mehr als 10.000 Pfund. Im Gegenzug erhielt er von Obama 25 DVDs von Hollywoodklassikern wie Psycho, Citizen Kane oder Die Reifeprüfung. Die britische Presse spottete ob dieses Ungleichgewichts – noch mehr, als sich später herausstellte, dass die DVDs nicht mit britischen DVD-Playern genutzt werden konnten. (ksh, 25.4.2024)